Liebe Blog-Lesende
Ein Jahresziel 2017 des Sozialwerks lautet: „Das Sozialwerk führt eine Studie durch, die das Potential der Teilhabe innerhalb der Heilsarmee klären soll." Darum hat das Sozialwerk im Dezember 2016 eine entsprechende empirische Erhebung lanciert. In der Führungsschulung vom 18. und 19. Januar 2017 wurden die Standortleitenden für dieses Anliegen sensibilisiert.
Seither ist einiges geschehen. Es ist Zeit für einen kurzen Zwischenbericht.
Von Februar bis April wurden einige Standorte (Alters- und Pflegeheime, Filialen der Heilsarmee brocki.ch, Asylzentrum und Regionalstelle der Flüchtlingshilfe etc.) besucht und diverse Interviews mit Standortleitenden, Mitarbeitenden, Bewohnerinnen und Bewohnern bzw. Klienten geführt. Dabei wurden sowohl Standorte und Korps in der Deutsch- als auch in der Westschweiz berücksichtigt. Aktuell läuft die erste Auswertung dieser Gesprächsdaten. Zur Vertiefung und Festigung der Ergebnisse ist in den nächsten Monaten ein zweiter Durchgang der Interviews geplant. Die Endresultate und Umsetzungsempfehlungen können wir voraussichtlich Anfang 2018 präsentieren.
Bereits jetzt sind interessante Zwischenergebnisse vorzuweisen. Zuerst ist bemerkenswert, wie viel inklusive Haltung in den Standorten schon vorhanden ist. Dies erklärt auch den motivierten und effektiven Einsatz unserer Institutionen zugunsten der Inklusion. Die Gespräche haben auch zahlreiche Herausforderungen erkennen lassen, mit welchen die Standorte dabei klarkommen müssen: ausgrenzende gesellschaftliche Tendenzen, unflexible gesetzliche Bestimmungen, knappe finanzielle Ressourcen, Personalengpässe, Zeitnot, Kultur, Sprache, eine eingeschränkte Selbstständigkeit und Selbstbestimmung der Klienten, um nur einige davon zu nennen.
Des Weiteren offenbart die Erhebung, wie die Standorte diese Herausforderungen zu meistern suchen. So arbeitet man etwa an einer inklusiven Atmosphäre und Betriebskultur, gibt Klienten ein Zuhause und fördert ihre gesellschaftliche Teilhabe. Dabei setzt man auf möglichst vielfältige Teamarbeit und legt insgesamt viel Flexibilität, Kreativität und Innovation an den Tag. Es werden auch Heilsarmee-interne und externe Angebote zielführend eingesetzt. Institutionen und Korps arbeiten Hand in Hand für Inklusion zusammen, wobei diese Zusammenarbeit vermutlich vielerorts noch ausbaufähig ist.
Es gibt aber auch Gründe zu der Annahme, dass die Inklusions-bemühungen in den Standorten ihre Grenzen haben. Diese zeigen sich zum Beispiel darin, dass die Gesetzgebung, die Arbeitswelt und die Gesellschaft, aber auch die Standorte, nur beschränkt anpassungsfähig und veränderbar sind. Dasselbe gilt für Mitarbeitende, Bewohnerinnen und Bewohner oder Klienten. Inklusion baut letztlich darauf auf, was allen Beteiligten möglich ist. Die Zwischenergebnisse zeigen jedoch, dass oft noch mehr möglich wäre. Wo Wille und Bereitschaft vorhanden sind, sucht man einen Weg und findet ihn auch meist.
Die bisherigen herzlichen Begegnungen und tiefgründigen Gespräche in den Standorten haben mich persönlich sehr gefreut und bereichert. Ich bin umso mehr davon überzeugt, dass im Sozialwerk mit viel Herzblut und zugleich professionell zugunsten von Menschen in schwierigen Lebens-umständen gearbeitet wird. Die grössten Herausforderungen bei der Inklusion orte ich heutzutage vor allem seitens der Gesellschaft, die für die vielen guten integrativen und inklusiven Bemühungen von sozialen Institutionen unbedingt anschlussfähiger werden muss. Man darf zuversichtlich sein, dass diese Erhebung dem Sozialwerk und der Heilsarmee insgesamt wertvolle Erkenntnisse bringen wird, um den eingeschlagenen Weg mit gefestigter Überzeugung weiterzugehen.
Ich wünsche Ihnen eine erfrischende und erfüllte Sommerzeit!
Dr. Oliver Merz
Projektleiter Inklusion und Teilhabe
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